aktien-community.com

[kosh]

[Leser]

Obwohl ich geschrieben habe, dass Charttechnik eh nix nützt, möchte ich die Sicht eines guten Freundes kurz darstellen, der sich in Charttechnik sehr gut auskennt und diese schon jahrzehntelang anwendet. Ich möchte sie euch nicht vorenthalten.

Er meinte, dass der aktuelle Rückgang nach dem Anstieg vom low zu erwarten war und sogar positiv wäre. Ich meinte nur, dass das wohl ein Witz sei, mit dem Positiven. Nein, voller ernst, denn jetzt müsste es drehen. Mit meiner Wellentheorie läge ich nicht falsch, meinte er auch. Dann erklärte er mir, dass der aktuelle Rückgang die Welle 2 wäre, oder bereits gewesen sein sollte. Ich habe die Zahlen ein bisschen gerundet, um es einfacher darzustellen.
(Gold) Welle 1: 1680 bis 1810
Welle 2: 1810 bis 1730
Welle 3: 1730 bis ???

(Silber) Welle 1: 18.20 bis 20.90
Welle 2: 20.90 bis 18.70
Welle 3: 18.70 bis ???

Wenn jetzt die Welle 3 starten würde, müsste sie in Gold mind. bis $ 1890, "normalerweise" sogar bis $ 1940 gehen! Klar, dachte ich, wieder nur eine Annahme, wie schon tausendfach davor. Aber ich muss sagen, dass er schon vielfach recht hatte, aber ich es nie richtig wahrhaben wollte. Nun, wäre toll, wenn er auch diesmal recht hätte.
Bei Silber müsste bis mind. $ 22, "normalerweise" sogar über $ 23 steigen, und sogar sehr schnell, weil das dann die Welle 3 wäre, welche die dynamischte ist.
Er brachte dann noch ein paar Candlestick-Formationen an, welche es in Gold und Silber gab. Er stellte "Drei weisse Soldaten" in Gold und vor allem in Silber fest. Das seien starke Umkehrsignale, wenn sie auch mit Volumen stattfanden, was auch der Fall war. Alles schön und gut, aber das weiss man auch erst im Nachhinein. Was, wenn die Kurse weiter fallen und neue lows machen, habe ich ihn gefragt. Natürlich ist alles möglich, aber man muss immer das handeln, was man sieht. Und er glaubt, dass es das gewesen sein muss. Und wann geht es denn los, habe ich gefragt. Jetzt, meinte er. Na dann.

[kosh]

Besten Dank @Leser für Deinen Input. Auch wenn ich es selbst nie geschafft habe, mich eingehend mit Wellen zu beschäftigen, so sind sie m.M. als Beobachter nach die beste Charttechnik, um einigermassen weit in die Zukunft zu sehen, eben weil die Muster häufiger bestätigt werden als dass sie versagen. Und selbst wenn sie versagen, halten sie Optionen für alternative Muster bereit. Für Wellen braucht man nebst Talent auch viel Erfahrung.

Wenn ich die Situation noch einmal zusammenfassen darf: Unabhängig von EW sehe ich ein Top 2011 und ab 2012 eine riesige Welle bis zum Higher High 2020, welches auf den Höhepunkt der pandemischen Hysterie fiel. Seither haben es die Shorties nicht geschafft, Gold nachhaltig unter das Top 2011 zu drücken, im Gegenteil zeugt die Schlacht um den Goldpreis von einem 2-jährigen Patt. Obwohl ich recht geduldig bin in Gold, war auch ich wieder mal zu optimistisch, aber an der grundlegenden Tendenz hat sich m.M.n. nichts geändert: Die gewaltige Untertasse von 2012 bis 2020 ist nach wie vor intakt, zumal die inflationäre Phase eben erst eingesetzt hat - an der Preisfront. An der Geldfront sieht die Lage anders aus: Dort MACHTe sich die Ausdehnung der Geldmenge durch die ZBs während der ganzen Untertassensektion bemerkbar, tiefer als rund 1000.- ging es nicht mehr und die Kraft dieser Formation sollte eigentlich Muster genug sein, um Gold nachhaltig oben zu halten. Untertassen sind aber ein Zeichen, dass es früher oder später nach oben geht und das, wie bei Gold oft beobachtet in atemberaubendem Tempo.

Gold befindet sich also momentan nach wie vor in der Kampfzone um das 2011er Hoch. Die FED kann die Zinsen nur noch begrenzt anheben, ohne eine eine tiefgreifende Rezession resp. Stagflation im Westen auszulösen. Sie hat auch nicht den Luxus über ausreichend Zeit zu verfügen, der direkte Konkurrent China geht dazu über billige Energie aus Russland zu beziehen, was die Konkurrenzfähigkeit der US (selbstverschuldet) weiter untergräbt. Sicher werden die US auf Kosten Europas noch etwas Zeit herausschlagen, aber gerade die Tatsache dass der Rubel trotz westlicher Sanktionen so hart ist wie lange nicht mehr, sagt mir dass die Reserven der westlichen Hemisphäre zur Neige gehen. Was die Entwicklung beschleunigen könnte ist der Umstand, dass Europa für die US sowas wie die eiserne Reserve ist, welche von Washington nun leichtfertig in den Ring geworfen wird. Davon werden aber nicht nur die US PRofitieren und wenn Europa erstmal von der Bildfläche schwindet, muss davon ausgegangen werden, dass es für die US umso schwieriger werden wird, den Schwung der asiatischen Konkurrenten zu bremsen: Die US setzen den wichtigsten und potentesten Verbündeten auf eine Karte, statt sich selbst zu reformieren. Wenn das nicht gelingt, werden sie sich bald restaurieren müssen, um im Spiel zu bleiben. Natürlich können sie Europa ein drittes Mal zerdeppern. Das ist aber keine Garantie für eine weitere Ausdehnung nach Osten: In den US kämpfen 2 Fraktionen, eine davon wird z.Z. von Biden rePRäsentiert und die muss aufpassen, dass sie nicht den Ikarus mimt. Die andere Fraktion wird von Kissinger rePRäsentiert und der hat klar geMACHT, dass er lieber etwas tiefer fliegen will um nicht abzustürzen: Dädalus gegen Ikarus.

Was heisst das für den Goldpreis? So oder so Kaufkrafterhaltung: Man wird sich langfristig immer in etwa die gleiche Menge Brot dafür kaufen können, egal ob das Pfünderli künftig in gesetzlichen Zahlungsmitteln 1000.- oder 1.- kostet, das ist das langfristige Muster. Wirklich dazu gewinnen kann man nur als in kürzeren Fristen handelnder Trader, aber das ist angesichts der beträchtlichen Shortfront sehr schwierig, wenn man keine Insiderinfos hat. Auch @elli hatte die nicht, ergo lag seine Trefferquote eher auf der mittel- bis langfristigen Seite. Evt. sollte man sich nach der nächsten grossen Bewegung überlegen auszusteigen, indem man den Stoploss konsequent nachzieht, denn nach dieser Phase wird es wieder Jahre gehen, bis sich was tut.

Grüsse
kosh

[pinot]

Apropos Wellen und bezugnehmend auf Dilberts Post..
Die Preisentwicklung und -schwankung vom leichtesten Metall (Lithium) war in den letzten Jahren ziemlich beeindruckend.
https://tradingeconomics.com/commodity/lithium

Obwohl theoretisch ausreichend Lithium in der Erde vorhanden ist, dürfte die Produktion mit der Nachfrage nicht schritthalten können.
Ich bin über ein paar Produzenten dabei, deren Gewinne isch aufgrund der Preisentwicklung in den ersten beiden Quartalen 2022 vervielfachten. Bleibt das Preisniveau derart hoch oder steigt es weiter, sind die Firmen plötzlich günstig..

Cheers, Pinot

[kosh]

@pinot
Gretas Bilderbuchkarriere wurde durch sinkende Lithiumpreise begleitet. Theoretisch hätte Lithium steigen müssen. Ab ca. Mitte 2020 drehte der Trend und Lithium hat sich bis heute ca. verzehnfacht. Ähnlich hat sich Kohle entwickelt. Ich stelle mal die Diskussiongrundlage in den Raum, dass weder Lithium noch Kohle Nachfrage getrieben gestiegen sind, sondern aufgrund einer Angebotsverknappung infolge wirtschaftspolitischer Fehlentwicklungen. Das sieht zwar nach hoher Nachfrage aus, aber die Preisentwicklung vor 2020 und Deine Aussage zu den Lithiumreserven …
https://de.statista.com/statistik/daten ... -weltweit/
… sagen mir, dass der Trend jederzeit auf alte Werte zurückfallen könnte. Ich würde da nicht allzu lange drin investiert bleiben.

Grüsse
kosh

[pinot]

@kosh:
Oder die Angebotsverknappung war eine marktwirtschaftliche Folge der zuvor gesunkenen Preise und deshalb aufgeschobenen Projekten. Auf jeden Fall traf sie auf anziehende Nachfrage. Sinngemäss hier beschrieben:
https://globalxetfs.eu/all-ev-roads-lea ... roducers/#
Falls es kommt wie in der Grafik im obigen Link, LITHIUM SUPPLY DEMAND BALANCE (ca. nach 2/3 der Analyse), wird es spannend.

Auch schön sind diese beiden Zitate:
'... Finally to answer Elon’s question: “Can more people please get into the lithium business?” The problem is it takes at least 5-10 years to build a lithium mine from scratch. I will finish with two key quotes last month from lithium market experts:
Benchmark Mineral Intelligence was quoted stating: “Battery capacity is currently growing at twice the speed of lithium raw material supply.“
Mr. Lithium, Joe Lowry was quoted stating: “I believe there will be a day in the future when lithium is in oversupply, but it won’t be in this decade…..You can build a battery factory in two years, but it takes up to a decade to bring on a lithium project.”'
Quelle: https://investorintel.com/markets/techn ... -to-watch/
Bemerkung: In den in diesem Artikel erwähnten Firmen bin ich nicht investeriert, sondern in bereits produzierenden Firmen und Projekten, die weiter fortgeschritten sind.

Cheers, Pinot

[kosh]

@pinot
Danke für Deine Antwort. Grundsätzlich bin ich bei Dir. Dass der Angebotsüberhang nicht in diese Dekade fällt, ist ein Fall für übliche Timing-Problematik.
Bei der Durchsicht ist mir v.a. aufgefallen wie betont wirde, dass die Regierungen quasi den Umstieg angeordnet haben. Die gleichen Regierungen, welche die Gas- und Stromversorgung aus den Augen verloren haben, ergo handeln diese nicht auf Basis eines Gesamtkonzepts, sondern auf Basis Wunschziele unter Zwangsmassnamen, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wieviele Atomkraft-Äquivalente allein in Europa zusätzlich gebaut werden müssten, um die politische Nachfrage mit Strom zu versorgen. Batterienproduktion ist die eine Problematik, diese mit dem nötigen Strom zu versorgen, die andere. Blocher verlangte letzten Herbst nach einem Stromgeneral, bekommen haben wir Beamtenmikado.

Ich fahre z.Z. einen Hybrid, aber gegenwärtig würde ich mich wieder für einen reinen Verbrenner entscheiden, weil ich nicht weiss, wann oder ob e-Autos im nächsten Winter geladen werden dürfen / können. Und ich denke, die Regierungen wissen es auch nicht. Zumal in nächster Zeit e-Autos wieder vermehrt mit Kohle- und Öl- basierten Kraftwerken geladen werden müssen, weil weder ein EV-Gesamtkonzept vorhanden ist, noch will man die Entwicklung dem Markt überlassen. Politik mit der Brechstange hat mir in letzter Zeit zur Genüge bewiesen, wohin das führen kann.

Ein anderer Punkt wäre die Konkurrenz-Situation. Viele halten es noch lange nicht für ausgeMACHT, ob oder zu welchem Anteil die Brennstoffzellentechnologie den Batterie-Autos das Wasser abgräbt. Nicht umsonst spricht man auch vom weissen Gold, wenn das aber ein Goldrausch wird, kommt auch die Ernüchterung, zumal wie Du sagst, genug Lithium vorhanden ist.

Trotzdem würde ich mich gerne diesem Trend befassen, denn wie heisst es so schön - Ride the Trend.

Grüsse
kosh

[Dilbert]

Netter Artikel. (vom Goldbug - man beachte die Quelle!) - der einfach und beschaulich Argumente liefert, wieso Gold jetzt nicht an der Decke klebt - auch wenn "man" es vielleicht erwarten würde... und wieso Gold in den Startlöchern steht.

Ein Kernsatz (c/p aus dem Artikel)
"Im Kontext einer Rezession erwarten wir also eine zwangsläufige Verschiebung weg vom steigenden USD/ steigenden Zinssätzen und hin zu Dollarschwäche und Repression der (weiterhin negativen) Realzinsen. Diese Verschiebung ist eine extreme Triebkraft hinter einem Goldpreisanstieg, der derzeit vorsätzlich gedrückt wird durch 1.) einen offen manipulierten COMEX-Markt 2.) eine nicht ehrlich gemeinte „antiinflationäre” Politik der Zinserhöhungen und 3.) durch eine kurzfristige Dollarstärkungspolitik im Kampf gegen eine falsch dargestellte Inflation (die also viel höher ist)."



https://goldswitzerland.com/de/steigend ... -entfernt/

Nicht explizit im Artikel behandelt - aber m.E. DEEER tragische Punkt an der ganzen Entwicklung (jetzt mal Gold ausgeblendet): Die effektive Wirtschaftsleistung wird arg strapaziert durch die Finanzpolitischen Ränkespiele: Zuerst QE ohne Ende, dann Vollgas in Infla, dann Vollgas in Defla - da ist Rezession so gut wie vorprogrammiert... und viele meinen: auch das könne man heute per Mausklick aus der Welt schaffen. Irrtum, fürchte ich.

Dilbert

[kosh]

[Dilbert]