von watchingtheflood » Do Dez 15, 2016 7:52 pm
Hallo carpediem,
vielleicht ist das einmal eine gute Gelegenheit, über die Anlagestrategie ganz allgemein nachzudenken. Du sprichst etwas an, was für die allermeisten Leser zutreffend ist, dass man mit den zur Anlage zur Verfügung stehenden Mitteln haushalten muss. Man kann nur einem winzigen Bruchteil aller auf einen einprasselnden Anlageempfehlungen eingehen, man wird also wehleidig entgangenen Chancen nachtrauern, aber auch manches abstürzende Unternehmen nicht gekauft haben. Beides hält sich vielleicht die Waage. Was für uns kleineren Anleger so gut wie nicht handhabbar ist, auch wenn einige das anders behaupten, ist der Faktor Zeit. Wenn es schon schwierig genug ist, sich mit den Geschäftsmodellen verschiedener Firmen ggf. auch auch den unterschiedlichsten Branchen vertraut zu machen, sodass man guten Gewissens sein sauer Erspartes dort mitarbeiten lassen möchte, so ist der Faktor Zeit bestens geeignet, diese ganze Arbeit zunichte zu machen. Ich bin Mitte 40 und sehe optimistisch in die Zukunft, sodass ich mich mit einer weiteren Komplikation der Aktienanlage durch eine Limitierung meiner Anlageentscheidung durch ein Investment in Zertifikate und Optionsscheine nicht beschäftigen möchte. By the way: Es gibt keine seriösen Untersuchungen darüber, wieviel % solcher Investments am Ende erfolgreich sind.
Die Unternehmen denken letztlich auch langfristig und nicht in Quartalen oder Optionslaufzeiten, und wir Investoren sind gut beraten, das zu erkennen und den Unternehmen die Zeit zum Gedeihen zu geben. Warum sollte ich also darauf wetten, dass gewisse Kursziele zu einem gewissen Zeitpunkt erreicht werden oder eben nicht? Das hat mit den Aussichten des Unternehmens nicht viel zu tun, es sei denn, man wüsste, dass innerhalb der Laufzeit beispielsweise einer Option eine wichtige Zulassung ganz sicher erfolgt - das wissen wir aber nicht!
Ich habe in der Vergangenheit meine größten Ärgernisse dadurch erlebt, dass ich zu früh verkauft habe, also zu ungeduldig war. Meine persönliche Zeitwahrnehmung ist völlig irrelevant, einzig zählt, wie lange das Unternehmen für die eigenen Entwicklung braucht. Gut Ding braucht Weile.
Ich mache es also als Konsequenz wie der leidig oft zitierte Warren B. und verkaufe einmal angeschaffte Aktien nicht mehr, es sei denn, es gibt ganz untrügerische Zeichen, dass es wirkliche Probleme gibt, aber diese Firmen sollten bei einer soliden Beschäftigung mit dem Geschäft und dem Unternehmen die ganz große Ausnahme sein und daher nicht im Depot vorhanden sein.
In Bezug auf Cosmo heißt das für mich folgendes: Ja, ich könnte versuchen, in der "Zwischenzeit", bis Zulassungen da sind und damit der Markt irgendwann auch mal reagiert, einer anderen Idee folgen, aber damit muss ich schon zweimal "timen": Wann muss ich wieder in Cosmo investiert sein, bevor es "losgeht" und klappt auch meine "Zwischenanlage" zeitgerecht? Nachher ärgere ich mich, dass ich vielleicht zu einem geeignet erscheinenden Zeitpunkt aus sich Cosmo-Investment in Cosmo umgeswitchet habe und die Zwischenanlage bis dahin um 10% gefallen ist, weil es eben doch alles länger gedauert hat und diese Alternatividee dann 6 Monate später steigt, aber Cosmo vielleicht doch nicht so dynamisch durchstartet. 2x geärgert. Ich kann kein Timing, das ist meine Erkenntnis.
Daher trenne ich die Dinge. Cosmo gehört in mein Langfristdepot und wird nicht verkauft, komme was wolle. Es wird, vielleicht im Bereich um 140,- zugekauft. Neben dem, dass hier gerade eine gesamte Produktfamilie an den Markt gebracht wird, ist das Thema "Pipeline", dass hier und auch in den Interviews nur ganz zaghaft anklingt, weil hier die Haltung von Cosmo sehr konservativ ist, gar nicht greifbar. Aber irgendwie scheint mir sonnenklar zu sein, dass die Technologie auf sehr viele andere Bereiche übertragbar ist. Natürlich dauert es auch für jedes neue Produkt dann wieder Jahre, aber mit der einmal in Gang gesetzten Cashflow-Maschine laufen die Dinge dann vielleicht in ganz anderem Maßstab, vielleicht parallel zueinander ab und es kommt eine gewisse Industrialisierung in die Prozesse hinein. Für mich ist am Horizont eine Exponentialkurve sichtbar. Wie gesagt, ich hoffe darauf, das Zeit für mich im Moment kein Thema ist und ich irgendwann einmal die Früchte der Geduld ernten kann.
Zum einen ist es vielleicht erstaunlich, dass der Kurs sich vielleicht nicht schon jetzt deutlich nach oben bewegt, aber was soll´s? Das ergibt auch eine Chance, nochmal nachlegen zu können.
Falls ich also parallel Themen entdecke, die spannend sind, muss ich die getrennt davon betrachten und investieren. Die laufen dann in einem anderen Zyklus. Ich kann nicht sagen, ob Cosmo die one-and-only Aktie ist oder sein könnte, ich streue natürlich meine Investitionen. Da ich nicht von meinen Dividenden leben muss, kann ich eine Reihe anderer Dinge begleiten, die ebenfalls noch viel Zeit brauchen, aber ich bin schon mal drin und kann mir peu a peu ein besseres Bild machen und die zufliessenden Investitionsmittel entsprechend verteilen.
Viele Grüße an die Gemeinde.
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