Ja ja, Öl ist im Moment einer der spannendsten Bereiche der Finanzmärkte. Jedenfalls wurde letzten Montag Finanzgeschichte geschrieben als der auslaufende WTI-Kontrakt zeitweise auf minus 40 Dölli fiel (-40 USD sic!). Dass der tiefe Ölpreis reizt, kann ich nachvollziehen, doch bisher haben sich nicht wenige Kleinanleger (und wohl auch ein paar weniger kleine) gehörig die Finger verbrannt da dran. Das besagte Zertifikat bildet eine ungehebelte Longposition in Brent Öl ab. Der Emittent investiert für dich in einen nahegelegenen Future, welcher genau ist ihm überlassen (aktuell wohl Juni oder Juli). Was er dabei an Kosten für sich abzwackt, direkt und indirekt weiss ich nicht, habe keine Lust den Prospekt zu studieren. Aber nur so viel: der Ölmarkt ist aktuell massivst im Contango, dh.à la long verliert man monatlich schonmal zwischen 15 und 30% on Rollkosten (da jeder weiter liegende Future deutlich teurer ist als auslaufende, siehe via Link unten). Man holt diese vorprogrammierten Verluste also nur rein, wenn die Ölpreise und insbesondere das nahe Ende der Kurve einen deutlichen Sprung hinlegen. Kann sein, dass das im Mai oder Juni passiert, wenn die Weltwirtschaft hochfährt und die OPEC+ diszipliniert reduziert, ev. aber auch nicht.
Punkto Totalverlust ist momentan eine interessante Diskussion um den USO, das ist mit rund 4 Mrd der grösste Öl-ETF, im Gang: der ist nämlich durchaus möglich und darüber hinaus besteht die theoretische Möglichkeit, dass der Anleger sogar Geld schuldet wenn der Fonds hopps geht falls deren Futures ins Minus fallen. Wahrscheinlich aber eher nicht und die Verluste bieben an der Fondsgesellschaft oder im Fall der Zertifikate beim Emittenten hängen. Totalverlust gäbe es aber ganz sicher, wenn bspw. nun der Juni und Juli Kontrakt gegen Null oder gar ins Minus geht. Das ist zwar bei der Brentkurve nicht sehr wahrscheinlch, aber seit den Ereignissen dieser Woche nun klarerweise ein reelles Risiko.
Übrigens: die einzigen die à la long kräftig Geld verdienen sind die Profis in Genf, Vitol, Gunvor, Dreyfuss und wie sie alle heissen. Die kaufen den Frontmonat spottbillig und verkaufen auf Termin deutlich teurer und streichen einen fetten risikofreien Gewinn ein. Nur lagern müssen sie die Fässer eine Weile, was die eben können weil sie die Lagerkapazitäten und die Beziehungen bereits stehen haben. Leider sind all die Firmen privat, ansonsten wären deren Aktien ein blinder Kauf.
Bon Weekend
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