von Aconcagua » Fr Apr 01, 2016 7:28 pm
Übernahmegerüchte zum Bekleidungshändler Charles Vögele erscheinen immer zutreffender.
Es gibt wieder Mutmassungen um eine Übernahme des Bekleidungshändlers, dieses Mal mit Einzelheiten.
Der Bekleidungshändler Charles Vögele (VCH 5.35 0%) soll übernommen werden und von der Börse verschwinden: Derartige Gerüchte und Spekulationen tauchen seit Jahren immer wieder auf – nun könnte es doch noch passieren.
Wer soll als Käufer auftreten? Der erste Blick richtet sich auf Aspen (Aspen 21.29 0.9%) Trust Services. Dahinter stehen offenbar Sandoz-Erben, aber nicht derselbe Zweig der Familie Landolt, der seine Interessen in der bekannten Sandoz-Familienstiftung bündelt.
Aspen Trust hat nachgemeldet
Der Aspen Trust hat vor knapp zwei Monaten vom Hedge Fund Teleios ein Paket an Charles-Vögele-Aktien übernommen und dadurch seinen Anteil am Bekleidungshändler aufgestockt, auf 13,97%, wie er am 16. Februar meldete – tatsächlich waren es zu diesem Zeitpunkt schon etwas mehr, nämlich 15,16%, wie der Aspen Trust mit einiger Verspätung am 10. März nachgemeldet hat.
In der Berechnung des Anteils sei damals ein «geringfügiger Fehler» passiert, sagt Alessandro Mauceri, der Sprecher von Aspen Trust. Zur Erklärung fügt er hinzu, dass die Charles-Vögele-Aktien auf verschiedenen Konten gebucht waren. Zu «Finanz und Wirtschaft» betont Mauceri aber, der Aspen Trust habe seit der Auflösung der Gruppe mit Teleios im Februar «keine Aktien dazugekauft» und halte weiter gut 15% an Charles Vögele. Die nächsthöhere Meldeschwelle liegt bei 20%.
Was für eine Rolle der Trust spielt, wird nicht klar. Daneben kursieren zur angeblich geplanten Übernahme indessen bereits ein paar Einzelheiten:
Der Interessent kommt nicht aus der Modebranche.
Er braucht aber Absatzkanäle und will auf das Filialnetz von Charles Vögele zurückgreifen. Die Modegruppe verfügte per Mitte letzten Jahres über insgesamt 759 Verkaufsstandorte, davon 167 in der Schweiz sowie 279 in Deutschland, den beiden Hauptmärkten.
Er hat bereits eine Sorgfaltsprüfung durchgeführt und speziell die Immobilien von Charles Vögele unter die Lupe genommen.
Ein Faktor in den Überlegungen des Interessenten gilt den Steuern. Nachdem Charles Vögele in den Jahren 2011 bis 2014 kumuliert Verluste von 270 Mio. Fr. schrieb und 2015 erneut ein Minus von geschätzt über 50 Mio. Fr. resultiert hat, kann ein Käufer von erheblichen steuerlichen Verlustvorträgen profitieren.
Es kursieren Versionen, der Interessent wolle für Vögele 8 bis 8.50 Fr. je Aktie bieten, total 68 bis 72 Mio. Fr.
Ein Spekulationsobjekt
Auf sich allein gestellt hätte es Charles Vögele schwer, den Turnaround zu schaffen und im wettbewerbsintensiven Bekleidungshandel zu bestehen. Nach 2007 ist der Umsatz in jedem Jahr gesunken. Ende November hat das Unternehmen mit Verweis auf das anhaltend schwierige Marktumfeld für 2015 einen weiteren, leichten Umsatzrückgang und einen Betriebsverlust auf Stufe Ebitda in einstelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.
Dazu läuft Ende April ein Kreditvertrag mit dem Konsortium um die Leadbanken CS, UBS (UBSG 15.12 -2.39%) und Deutsche Bank (DBK 14.91 -0.27%) aus. Er räumt eine Kreditlinie von 250 Mio. Fr. ein. Bei Vögele soll man zuversichtlich sein, die Vertragserneuerung unter Dach und Fach zu bringen, da die Banken Immobilien als Sicherheit haben. Dennoch benötigt die Gruppe auf sich gestellt wohl auch frische Eigenmittel, um finanziell auf einer soliden Basis zu stehen und die nötige Weiterentwicklung zu bewerkstelligen.
Die Unternehmensführung hat erklärt, bis zum 26. April gegenüber Aktionären, Analysten und Medien keine Auskunft zu geben. Auf dieses Datum ist die Publikation des Jahresabschlusses angekündigt.
Charles Vögele war als Familiengesellschaft unter ihrem gleichnamigen Gründer eine Erfolgsgeschichte. Die Entwicklung seit dem Börsengang im Juni 1999 zeigt ein Trauerspiel. Eine Übernahme und der Rückzug ins Private würde Probleme lösen, auch wenn nicht klar ist, was mit der Gruppe dann passiert. Sicher ist: Für die Anleger ist Vögele zu einem Spekulationsobjekt geworden.
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