von Aconcagua » Sa Jun 06, 2015 8:48 pm
Über VV in der heutigen FuW - Piz Medel hat vollkommen Recht...
Victor Vekselberg ohne Fortune in der Schweiz
Schweiz Der russische Investor hat bisher einzig mit Schmolz + Bickenbach kein Geld verloren. OC Oerlikon und Sulzer waren schwach, Züblin ein Reinfall.
Der russische Investor Victor Vekselberg hat in der Schweiz schon für viele Schlagzeilen gesorgt. Seine Beteiligungen an vier Schweizer Unternehmen weisen derzeit einen Börsenwert von 3,1 Mrd. Fr. aus. Die bisherige Performance gemessen am Aktienkurs zum Zeitpunkt seines Einstiegs ist für ihn zum aktuellen Stand allerdings dürftig.
Im Fall Schmolz + Bickenbach machte er persönlich leicht vorwärts, was vor allem daran liegt, dass er sein Paket ausserbörslich zu besonders günstigen Konditionen erworben hatte. Die Aktien Sulzer und OC Oerlikon entwickelten sich seit dem Beginn des Engagements schwach, Züblin waren quasi ein Totalverlust.
Angeblich 15 Mrd. $ schwer
Gemäss Medienberichten ist der Oligarch im Vergleich zu seinen russischen Kollegen mit seinem Vermögen insgesamt betrachtet zuletzt aber besser gefahren. Er hat die Rubel-Krise einigermassen gut umschifft, hat sein Vermögen stabil gehalten und ist nun der reichste Russe, mit einem Vermögen von rund 15 Mrd.$. Der 1957 geborene Investor hat sein Geld mit dem Kauf und Verkauf einst staatlicher russischer Rohstoffkonzerne gemacht.
Auffällig ist, wie viel Unruhe Vekselberg in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen jeweils auslöst. Gleich den kompletten VR hat er im Fall S+B ausgewechselt, der CEO hielt es nur wenige Monate aus, der Finanzchef immerhin anderthalb Jahre. Auch VR-Vizepräsident Wladimir Kuznetsov hat sich verabschiedet; der Vekselberg-Adlat war früher auch im VR von OC Oerlikon und von Sulzer. Bei Sulzer übernahm er bis Frühjahr 2014 interimistisch das Amt des VR-Präsidenten, nachdem Manfred Wennemer das Weite gesucht hatte. Dann wurde Ex-Siemens-Chef Peter Löscher VRP von Sulzer.
S+B muss auf besseres Umfeld hoffen
Victor Vekselberg ist am 28.Juni 2013 beim Spezialstahlhersteller Schmolz + Bickenbach (S+B) eingestiegen. Als der Russe sich an der Generalversammlung mit seinen Vorschlägen zur Erneuerung des Verwaltungsrats nicht durchsetzen konnte (VR-Präsident Hans-Peter Zehnder wurde mit 50,4% bestätigt), erwarb er noch am selben Tag von der verbündeten Familienaktionärin S+B KG gut 20% und später weitere 5%. Die Familiengesellschaft stand finanziell mit dem Rücken zur Wand. S+B war viel zu hoch verschuldet und benötigte viel frisches Geld, das die Familie nicht hatte. Vekselberg nutzte das aus und zahlte je Aktie nur 2.40 Fr. (Marktpreis: 2.90).
Es folgte eine Aufwärtsbewegung auf rund 3.50 Fr., entsprechend einer Performance von 46% für Vekselberg und von 22% für den Publikumsaktionär. Dann kam die Kapitalerhöhung. Nach Abgang des Bezugsrechts notierten die S+B-Aktien 0.905 Fr. Die weitere Kursperformance war zunächst erfreulich. Der Anstieg auf 1.50 Fr. bis Mitte 2014 stellte sich aber als übertrieben heraus. Zwar wurde die finanzielle Situation bereinigt und die operative Effizienz gesteigert. Anfang 2015 wurde auch endlich die Distributionseinheit veräussert, die ein Viertel des Umsatzes ausmachte, aber nichts verdiente. Doch das Marktumfeld ist zu schlecht. Negativ aufgefallen ist die auch Unruhe in den Führungsgremien (vgl. Text oben).
Wer mit Vekselberg einstieg, hat mit diesem Betrag einen Kursgewinn von 22% erzielt. Wer die Kapitalerhöhung mittrug, hat mit dem frischen Geld zum aktuellen Kurs von 0.91 Fr. aber nichts verdient. Gemessen am hohen Risiko des Stahlkonzerns und am Gesamtmarkt ist das dürftig. Für bessere Aktienkurse braucht es höhere Absatzpreise.
Schwache Kommunikation
OC Oerlikon musste fast ein Jahr mit einem Interim-CEO auskommen, nachdem im Februar 2013 CEO Michael Buscher seinen Posten Knall auf Fall verlassen hatte wegen Differenzen mit VRP Tim Summers. Züblin erging es ähnlich: Vekselberg schickte im letzten Sommer VRP Pierre Rossier und CEO Bruno Schefer in die Wüste, und vor wenigen Wochen verliess Urs Ledermann nach weniger als einem Jahr völlig überraschend den VR.
Stirnrunzeln und Unbehagen löst auch die ungewöhnlich hohe Zahl an Zwischenholdings und -gesellschaften aus (in Russland, Zypern, Bahamas, British Virgin Island, Cayman Islands ...), über die Vekselberg die Schweizer Beteiligungen kontrolliert. Dreh- und Angelpunkt ist Vekselbergs Renova, die an gut zwanzig Gesellschaften Anteile hält. Die Kommunikation ist unterentwickelt. Trotz anderslautender Bekenntnisse hat sich daran wenig geändert, seit im März 2014 Peter Löscher Chef der Renova Management AG in Zürich wurde. Zu Löschers Amtsantritt hiess es, RMAG solle sich um die Verwaltung des Vermögens kümmern bis anhin ohne sichtbare Ergebnisse. Im Verwaltungsrat der RMAG sitzen ausser Vekselberg selbst, Kuznetsov und Löscher auch Ex-Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und Orit Gadiesh, Chairman von Bain.
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