von kosh » Di Nov 17, 2020 7:36 pm
Der für mich wertvollste Börsentip überhaupt stammt von @aircastle: Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Was für den einen funktioniert, geht für den anderen total in die Hose. Im Frühling sah ich mir ein Werbevideo eines Traders an, der sinngemäss sagte, er könne nur kurzfristig traden, im klassischen Sinne Anlegen kann er nicht. Er fällt damit einfach auf die Schnauze, die Bilanz ist negativ und er kann sich das nicht erklären. Aber vom Traden kann er sehr gut leben, mit regelmässigen Einkünften. Ich habe ihn sofort verstanden.
@aircastle selber konnte auch switchen. Seine Grundregel war: 3 von 5 Trades müssen sitzen, besser 4 von 5, aber 5 von 5, davon kann er nur träumen. Sein klassischer Switch war Sulzer Medica. Als die Firma wegen Qualitätsproblemen runter geprügelt wurde, hat er die Substanz für gut befunden und auf einen Turnaround gesetzt. Das war für mich eine unheimlich interessante Erfahrung, weil er in kürzester Zeit aufgrund der Firmensubstanz 10x rausgeholt hat. Dass er mit allem was er hatte reinging, das war sicher ein Zock, aber der Entscheid fiel, weil er durch und durch davon überzeugt war, dass Medien und Anleger den Fall falsch eingeschätzt haben. Und er hatte sowas von recht.
Aus diesen und ähnlichen Gründen verdamme ich GEM nicht grundsätzlich, denn auch dort müssen die Leute von irgendwas leben und zwischendurch realisieren. Ich weiss nicht mehr wer, evt. jemand bei den Cashern, hat mal gesagt: In GEMs Business muss man mindestens einen 40-Bagger hinlegen, sonst wird man ausgelacht. M.a.W. 40x, oder das Geschäftsmodell funktioniert nicht. Wenn man das weiss, kann und muss man GEM anders einschätzen als jede bodenständige Bratwurstaktie, die übrigens auch irgendwann mal als Startup angefangen hat.
Und mal Butter bei die Fische: Jedes Startup ist im Grunde reiner Zock, weil wenn nur eines von 10 durchkommt, muss dieses die 9 anderen überkompensieren, damit sich das überhaupt lohnt. Aus dieser Perspektive landet man bald bei den 40x und somit bei GEM.
Das 40x sind genauso sauer verdientes Geld wie wenn man eine Firma mit dem Röntgenblick durchleuchtet und zum Schluss kommt, dass aus Sicht des Sehenden alles top seriös ist. Denn die 40x bleiben nicht netto im Töpfchen liegen.
Und für alle Firmen gilt: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Produkt. Wer zu früh oder zu spät kommt, den bestraft das Leben, oder beinahe: Apple war praktisch pleite, heute setzt Apple einen Meilenstein nach dem anderen. Hätte ich damals nicht auf meine Liebste gehört, könnten wir uns heute eine Villa am Zürichberg leisten. Oder wir wären geschieden. Fazit: Zum Glück ging dieses Glück an mir vorbei, denn damals war ich blutiger Anfänger und hätte DEN Lottotreffer gelandet. Hätte hätte Fahrradkette.
Die Börse ist ein Ökosystem: Löwen, Hyänen, Wildhunde, Leoparden, Geparden fressen Zebras, Gnus, Antilopen, Gazellen, Warzenschweine ... wenn sie sie erwischen. Geier sehen zu, schnappen sich was sie KRIEGen können, aber auch sie betreiben Aufwand.
M.a.W. es gibt nicht die eine Erfolgsstrategie: Wo Hyänen versagen, hat der Gepard Erfolg. Beide töten um zu überleben, trotzdem haben Hyänen einen schlechten Ruf.
Wie z.B. Shorties, dabei erfüllen sie eine eminent wichtige Aufgabe in diesem Ökosystem: Shorties erhöhen die Fitness einer Marktwirtschaft. Shorties können nur da erfolgreich sein, wo ein "Zebra" lahmt. Shorties müssen ihre DD genauso gründlich erledigen wie @PizMedel, aber aus der entgegengesetzten Perspektive.
Grüsse
kosh
PS: Man tut was man kann und man kann was man tut.
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