Cosmo prüft strategische Optionen in den USA
Cosmo (COPN 104.6 1.06%) hat zur starken Kursreaktion am Donnerstag im Umfeld der Ausgabe einer Wandelanleihe Stellung genommen. Dahinter stecken laut dem Unternehmen Hedge Funds, die etwa 60% der Investoren in die neuen Papiere repräsentieren, und ihre Absicherungsgeschäfte. «Der Kurssturz tut uns sehr leid», sagt Chris Tanner von Cosmo. «Die mittelfristigen Perspektiven, die die Wandelanleihe eröffnet, überwiegen aber bei weitem den kurzfristigen Verlust», zeigt er sich im Gespräch mit «Finanz und Wirtschaft» überzeugt.
Am Donnerstagmorgen hatten die Cosmo-Aktien einen grossen Taucher gemacht und mit 16% Verlust geschlossen. Am Freitag pendelte der Kurs um den Schlusskurs vom Vortag. Die auf Magen-Darm-Erkrankungen spezialisierte Biotech-Firma hatte am Mittwoch nach Börsenschluss die Ausgabe einer Wandelanleihe über 175 Mio. € angekündigt. Wird gewandelt, kommen Aktien aus dem bereits genehmigten Kapital auf den Markt. Sorgen der Investoren wegen der Verwässerung von rund 11%, die FuW als Argument für die starke Kursreaktion genannt hatte, will Chris Tanner, Head of Transactions bei Cosmo und früherer CFO, nicht gelten lassen.
Produkte für US-Vertriebsorganisation gesucht
Cosmo schätze die allgemeine Lage an den Finanzmärkten als instabil ein, so Tanner weiter. Das Unternehmen habe deshalb möglichst rasch noch Geld beschaffen wollen. Ein klassisches Angebot mit Zeichnungsrecht und Prospekt hätte kaum noch dieses Jahr durchgeführt werden können. Deshalb seien die Papiere direkt bei einigen sehr grossen Investoren prospektlos platziert worden.
Mit den Mitteln hat das Biotech-Unternehmen einiges vor. Konkret wird die Erweiterung des Portefeuilles in den USA geprüft, also eine Übernahme oder die Einlizenzierung eines Medikaments. Der Auslöser für diesen Schritt sind laut Tanner die Verzögerungen mit der Zulassung des Hoffnungsträgers Methylenblau in den USA. Die Gesundheitsbehörde FDA hatte weitere Daten zu dem Darmfärbemittel verlangt, mit dessen Hilfe Krebs besser erkannt werden soll und dessen potenzieller Spitzenumsatz auf 600 bis 800 Mio. $ geschätzt wird.
Im Hinblick auf die Zulassung, mit der Cosmo aufgrund positiver Studienresultate gerechnet hatte, wurde bereits eine Verkaufsorganisation namens Aries Pharmaceuticals aufgebaut. Auch wenn erst kürzlich das Reisedurchfallmittel Aemcolo zugelassen wurde, prüft Cosmo nun die Einwerbung weiterer Produkte, um die Organisation auf eine kritische Grösse ausdehnen zu können. Zudem will sie genügend Mittel haben, um die Wachstumspläne der 45%-Tochter Cassiopea (SKIN 43 -0.23%) unterstützen zu können, wie Tanner erklärt. Statt den Vertrieb in den USA zu redimensionieren, verfolgt Cosmo demnach eine Vorwärtsstrategie.
Wertpapierleihe offeriert
Damit die Hedge Funds ihre Investition in die Wandelanleihe absichern konnten, war eine Wertpapierleihe nötig. Dafür habe Cosmo «beziehungsweise der grösste Aktionär von Cosmo», also die Familie Ajani, vertreten durch VR-Präsident Mauro Ajani, die rund 37% der Aktien hält, etwa 400’000 Titel zur Verfügung gestellt. Die Hedge Funds hätten diese Aktien geliehen und gemäss Tanner am Markt verkauft, «in der Annahme, dass sie später den Wertpapierkredit mit den aus der Konversion resultierenden Aktien zurückzahlen können».
Am Donnerstag hatte das Handelsvolumen 340’000 Stück betragen, über zwanzigmal mehr als an einem gewöhnlichen Tag. Gemäss den Informationen von Cosmo sind 95% dieses Volumens auf die Hedge Funds zurückzuführen. Bis Freitagmittag wechselten erneut knapp 40’000 Titel die Hand.
Geplante Abspaltung als Hintergrund
Bob Pooler vom unabhängigen Analysedienst Valuationlab beurteilt die Wandelanleihe als «gute Idee, solange Cosmo auch ein gutes Produkt für das Geld erwerben kann». Das Unternehmen hatte bereits früher Pläne geschmiedet, die US-Vertriebsorganisation Aries separat an die Börse zu bringen. Das bleibe letztlich das Ziel, und Cosmo wolle mit neuen Produkten wohl die Zeit bis zur Zulassung von Methylenblau überbrücken und gleichzeitig den Wert von Aries bewahren.
Pooler, der die Biotech-Firma schon seit langem beobachtet, schätzt, bis zur Zulassung könnte es noch etwa zwei Jahre dauern. Cosmo hingegen hofft, man werde die Bedenken der FDA, die nicht im Detail bekannt sind, schon bald in direkten Gesprächen ausräumen können.
Für Anleger bleiben Cosmo eine hochriskante Wette. Sollte dem Unternehmen aber erst eine attraktive Portefeuilleerweiterung gelingen und dann die Zulassung von Methylenblau, bieten die Valoren grosses Gewinnpotenzial.