Entwicklerkonferenz von Microsoft Neustart auf allen Geräten Mit Windows 10 will Microsoft einen Neustart. Das Betriebssystem soll auf Desktop-Rechnern und Mobilgeräten laufen und sich deshalb gegen die Konkurrenten von Apple und Google behaupten. Doch einen Starttermin gibt es weiterhin nicht.
Von Wolfgang Stuflesser, ARD-Hörfunkstudio Los Angeles
Im Amerikanischen gibt es den schönen Begriff des "geeking out”. So nennt man es, wenn jemand seiner Begeisterung für Technik freien Lauf lässt und zum Beispiel von den neuesten Computer- oder Online-Trends schwärmt, ohne auf die Normalsterblichen Rücksicht zu nehmen, die sich vielleicht gerade mit Mühe und Not einen Facebook-Zugang eingerichtet haben.
Was Microsoft auf seiner Entwicklerkonferenz getan hat, war genau dieses “geeking out”. Das ist nachvollziehbar, schließlich ist es ein Treffen von gut 5000 Programmiererinnen und Programmieren aus aller Welt, die für das Windows-System Apps, Programme und Webseiten entwickeln.
Der neue Browser heißt jetzt EdgeMicrosoft-Chef Nadella in San Francisco
Anderthalb Stunden stellte Microsoft die neuesten technischen Standards bis in Detail vor, dann lobte Firmenchef Satya Nadella das Publikum für seine Geduld und sagte: Es sei Zeit, über Windows zu sprechen. Doch ganz große Neuigkeiten gab es auch da nicht: Der neue Browser, ein abgespeckter Nachfolger des Internet Explorer, trägt nun den Namen Microsoft Edge. Er ist Teil des neuen Windows 10, das im Laufe des Sommers auf den Markt kommen soll.
Lisa Su, die Chefin des Chipherstellers AMD, hatte vor kurzem ein Erscheinungsdatum Ende Juli ins Spiel gebracht, aber das hat Microsoft weder bestätigt noch dementiert. Klar ist nur: Das Update wird ein Jahr lang kostenlos sein, denn es ist Microsofts Ziel, dass Windows 10 in zwei bis drei Jahren auf einer Milliarde Geräten läuft, sagte Terry Myerson, bei Microsoft verantwortlich für das Thema Betriebssysteme.
Windows 10: Betriebssystem für alle Geräte
Nun denkt man erst mal: Dem Nutzer kann es eigentlich relativ egal sein, wie viele andere Kunden ähnliche Geräte haben. Doch: Wenn viele Anwender eine Plattform benutzen, dann wird es für Programmierer attraktiv, Apps dafür zu schreiben, weil sie so eine große Zahl möglicher Käufer erreichen. Und damit sind wir beim Umwerben der Programmierer: Microsoft weiß natürlich auch, dass viele Entwickler zuerst für Apples iOs und Googles Android programmieren. Die Version für Windows Phone trippelt dann oft, wenn überhaupt, eher müde hinterher.
Eine Milliarde potenzieller Kunden klingt schon verlockend, zumal wenn dieselbe App sowohl auf Telefonen, als auch auf Desktoprechnern läuft - anders als bei der Konkurrenz. "Bei Apple müssen Sie sich entscheiden, ob Sie ihre Zeit in iOS oder Mac OS investieren, bei Google müssen Sie zwischen Android und Chrome entscheiden. Windows ist die einzige Plattform, mit der Sie ihre App effizient auf alle Geräteklassen bringen können", sagte Terry Myerson.
Die Frage ist nur, ob diese Strategie auch aufgeht. Denn während Windows immer noch auf der überwiegenden Mehrheit der Bürorechner und auch auf vielen privaten Desktop- und Laptop-Computern läuft, hat im Wachstumsmarkt der mobilen Smartphones Googles Android-System die Nase vorn. Weltweit, so schätzen Experten, läuft Android auf mehr als drei Vierteln aller Geräte. Das iPhone kommt auf knapp 20 Prozent, der mobile Windows-Anteil liegt demnach unter drei Prozent.
Auch Microsoft baut DatenbrilleIst Windows 10 also "tot, bevor es auf den Markt kommt”, wie es auf einer Technik-Webseite schon hieß? Dagegen hat Microsoft noch ein Ass im Ärmel: HoloLens. Sie sieht aus wie eine deutlich zu groß geratene Skibrille. Man sieht damit zwar noch die normale Umgebung, doch über kleine Glasflächen vor den Augen werden dem Träger Infos oder virtuelle Bilder eingeblendet. Zum Beispiel kann der aktuelle Wetterbericht auf der Zimmerwand erscheinen, oder man kann einen Kinofilm wie auf einer schwebenden Leinwand mit sich herumtragen. Das alles wird aber nicht in den Raum projiziert wie bei einem Beamer, sondern findet nur in der Brille statt.
Microsoft hatte HoloLens schon im Januar präsentiert. Alex Kipman, der zuständige Projektleiter, sprach jetzt von enthusiastischen Reaktionen und zwar bei Privat- wie Geschäftskunden. Auch die Rückmeldungen der Entwickler seien bemerkenswert. Und natürlich laufen alle Windows-Programme nahtlos auch in der Datenbrille. Vermutlich wird HoloLens noch in diesem Sommer auf den Markt kommen - vielleicht gelingt Microsoft damit, woran Google mit der Google Glass gescheitert ist: Eine ganz neue Art der Computernutzung zu etablieren.
Quelle
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/microsoft-119.html