Zunächst möchte ich auch von meiner Seite dem Organisator der aktien-community für die rasche und gute Realisierung dieses Börsen-Forums danken. Ich bin schon eine Weile angemeldet, hatte aber bisher keine Zeit mich aktiv einzubringen.
Nun zu Swatch:
Ich bin bei Swatch eingestiegen, nachdem der Titel von CHF 600 auf CHF 450 korrigiert hat und hab dann nach der Aufhebung der Euro-Untergrenze nochmals nachgekauft. Die Gründe waren folgende:
- historisch günstige Bewertung (P/E, EV/EBITDA)
- hohe stabile Margen
- keine Nettoverschuldung
- negatives Sentiment aufgrund der Apple Watch und wirtschaftlicher Abschwächung in China
- langfristige, zyklusunabhängige Strategie
- Überzeugung, dass Luxusgüter weiterhin eine hohe Nachfrage erfahren werden (Emerging Markets, Einkommensungleichheit)
Vor kurzem hab ich mir auf CapitalIQ die Finanzzahlen der letzten Jahre etwas genauer angeschaut und war regelrecht geschockt. Klar ich hätte mir diese Daten vor dem ersten Kauf genauer anschauen sollen, aber naja so läuft es manchmal. Was mir gar nicht gefiel war:
- seit Ende 2009 ist der Vorrat in der Bilanz von knapp 2.9Mrd auf gut 5.9Mrd angestiegen (+3Mrd)
- in der gleichen Zeit ist der Umsatz von 5.1Mrd (Tiefpunkt nach der Krise) auf 8.7Mrd gestiegen (+3.6Mrd)
- ein Blick auf die Cash-Flows bestätigt das Bild: laut CapIQ wurde in den letzten 4 Jahren kaum freier Cash Flow generiert
- auch die Bilanz bestätigt das Bild: seit 2009 ist der Nettocash zwar von 1.1Mrd auf 1.4Mrd gestiegen, aber bei Nettogewinnen zwischen 1-2Mrd pro Jahr und einer Dividende von ca. 300m im Schnitt pro Jahr über die letzten 5 Jahre hätte man schon mehr erwarten können
- um fair zu bleiben müssen auch die Akquisitionen (Harry Winston) berücksichtigt werden... da ging einiges an Cash weg
- Bei Richemont haben die Vorrate seit März 2010 zwar auch stark zugenommen, doch im Vergleich zum Umsatzanstieg von knapp 6Mrd Franken (Verdoppelung), lag der Anstieg der Vorräte bei weniger als der Hälfte des Umsatzanstiegs; als Folge haben sich Free Cash-Flow besser entwickelt. Die Netto Cash Position hat sich von 2.7Mrd auf 5.3Mrd erhöht.
Wäre Swatch eine Emerging Markets Bude, wäre mir jetzt Angst und Bange, da bei solchen Unternehmen eine massive Zunahme des Working Capitals (Debitoren, Vorräte) oft kommende Probleme, wenn nicht gar Ungereimtheiten ankünden. Am Ende zählt immer der Cash, der entweder durch Divis ausbezahlt wird oder sich in einem höheren (Net-)Cash Bestand niederschlägt.
Versteht mich nicht falsch, ich denke noch immer, dass Swatch ein solides Unternehmen ist, doch die oben genannten Entwicklungen gefallen mir nicht sonderlich und ich wäre an Meinungen von anderen Forums-Teilnehmern interessiert.
Grüsse Nostradamus