MEM-Industrie mit Einbruch von Bestellungen im 1. Quartal wegen Frankenstärke
Zürich (awp) - In der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) hat der starke Franken im ersten Quartal stark auf den Bestellungseingang und den Umsatz durchgeschlagen. Beide sind gegenüber dem Vorjahr markant zurückgegangen. Als noch grösseres Problem ortet der Dachverband Swissmem allerdings den hohen Druck auf die Margen. Der Verband bekräftigt deshalb seine Forderungen gegenüber der Politik und fordert auch von der Nationalbank Massnahmen gegen die Überbewertung des Frankens.
Der Bestellungseingang in der MEM-Industrie im ersten Quartal reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 17,1%. Sicherlich verberge sich dahinter auch ein gewisser Basiseffekt wegen des starken Vorjahres, teilt Swissmem am Mittwoch mit. Allerdings sei der Index bei den Bestellungseingängen auf den tiefsten Stand seit 2011 gefallen.
Die Umsätze verzeichneten ein Minus von 8,1%. Von sinkenden Umsätzen und Auftragseingängen seien Grossfirmen und KMU gleichermassen betroffen, so Swissmem. Die Kapazitätsauslastung sei indes dank des guten Bestellungseingangs im vergangenen Jahr mit einem Stand von 87,6% im April noch relativ hoch und liege nur leicht unter dem Jahresdurchschnitt 2014 von 88,2%.
HOHER MARGENDRUCK
Viel belastender für die Firmen sei aber der massive Druck auf die Margen. Fast zwei Drittel der Unternehmen rechneten mit Margeneinbrüchen von mindestens 4 Prozentpunkten, was dazu führe, dass 31% der MEM-Firmen für 2015 einen operativen Verlust erwarten. Swissmem stützt sich dabei auf eine Umfrage vom März, deren Ergebnisse bereits publiziert wurden. Die Befürchtungen, dass die erneute Frankenstärke in der MEM-Branche sichtbare Spuren hinterlassen werde, würden sich bestätigten, heisst es in der Mitteilung am Mittwoch.
Die Exporte der MEM-Industrie sanken im ersten Quartal zum Vorjahr um 1,4% und erreichten einen Warenwert von 15,9 Mrd CHF, schreibt Swissmem mit Verweis auf die Daten der Eidgenössischen Zollverwaltung. Während die Ausfuhren nach Asien (+9,7%) und USA (+9,5%) kräftig anzogen, vermochte diese erfreuliche Entwicklung den deutlichen Rückgang der Exporte in die EU (-4,9%) nicht ganz zu kompensieren. Nach Produktbereichen betrachtet verzeichnete der Maschinenbau (-8,5%) das kräftigste Minus, ebenso minderten sich die Exporte von Metallen (-3,3%) und Produkten aus dem Bereich Elektrotechnik/Elektronik (-2,4%). Einzig die Ausfuhren von Präzisionsinstrumenten (+2,6%) legten zu.
Die weiteren Aussichten bezeichnet Swissmem als trüb, so sei im zweiten Semester mit einer deutlichen Zunahme der Kurzarbeit zu rechnen. Die meisten Unternehmen hätten in den vergangenen drei Jahren bereits grosse Anstrengungen unternommen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen, bekräftigt Swissmem frühere Aussagen. Die nun sichtbaren Konsequenzen der erneuten Frankenstärke nährten deshalb die Befürchtung, dass die künftigen Massnahmen der Firmen tiefgreifende, strukturelle Konsequenzen für die MEM-Industrie in der Schweiz haben könnten.
Gemäss der Umfrage vom März planen 16% der Firmen eine Teilauslagerung der Wertschöpfung ins Ausland bei einem Niveau des Euro von 1,05 CHF. Bei einer Wechselkursparität würden gar 28% der Firmen derartige Schritte einleiten.
Die Unternehmen sind gemäss Swissmem jetzt daran, die nächsten Schritte zu planen und dürften die notwendigen Entscheide bald fällen. (Fett Hervorhebung durch mich)
SWISSMEM BEKRÄFTIGT FORDERUNGEN AN POLITIK
"Leider gibt es bisher kaum Anzeichen, dass die Politik den Werkplatz Schweiz mit besseren Rahmenbedingungen unterstützen will", schreibt Swissmem. Als Beispiele nennt der Verband die von der nationalrätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben beschlossene Kürzung der Mittel für die Exportförderung sowie Kürzungen im e-Government. Zudem sei die Forderung von Swissmem nach einem Ausbau der Innovationsförderung durch die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) im Bundeshaus "weitgehend ungehört verhallt". Die Grundhaltung, Unternehmen primär zu be- statt zu entlasten, zeichne diverse politische Gruppierungen aus.
Swissmem fordert die Politik auf, "endlich die Augen zu öffnen, die hohen Belastungen auf wichtigen Teilen der Wirtschaft zu erkennen und die Anliegen des Werkplatzes ernst zu nehmen". Positive Signale dahingehend wären eine Reduktion der Karenztage bei der Kurzarbeit, die Verlängerung der maximalen Bezugsdauer der Kurzarbeits-Entschädigung auf 18 Monate sowie eine Aufstockung der Mittel für die KTI. Weiter fordert der Verband die Schweizerische Nationalbank auf, "alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die massive Überbewertung des Franken rasch zu reduzieren".
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Wie ich schon anfangs Jahr geschrieben habe, dürften die Einschnitte (siehe Text oben fett hervorgehoben) erst noch kommen. Bis jetzt schien es so, als ob die Aufhebung der Untergrenze fast spurlos vorbei gegangen sei, was eben ein Trugschluss ist. Die Unternehmen sind gezwungen Massnahmen zu ergreifen (siehe oben), wobei sie eben noch zugewartet haben, in der Hoffnung der Franken würde jetzt wieder viel schwächer sein. Tja, diese Hoffnung ist tot. Bedanken kann man sich bei der SNB und Politik. Die Konsequenzen werden noch viel schlimmer sein, denn die Auswirkungen der Massnahmen, die die Unternehmen jetzt dann treffen, werden erst noch in Erscheinung treten. Wie auch schon geschrieben, erst wenn die Schweiz in eine schwere Rezession gestürzt sein wird, dürfte sich der Franken abschwächen, oder die SNB macht etwas Radikales.